Lohnabrechnung selber machen: So gelingt es!
Ein genauerer Blick auf die Abläufe und Anforderungen der Lohn- und Gehaltsabrechnung zeigt schnell: Es handelt sich um einen sensiblen Bereich, der Genauigkeit, rechtliches Know-how und strukturierte Prozesse erfordert. Viele Unternehmen – insbesondere kleinere Betriebe – denken deshalb darüber nach, die Lohnabrechnung selbst zu übernehmen, um Kosten zu sparen und interne Abläufe flexibler zu gestalten. Doch damit die Abrechnung nicht zur Fehlerquelle wird, sind eine fundierte Vorbereitung und die richtigen Werkzeuge notwendig. Im folgenden Artikel erfahren Sie, welche Voraussetzungen erfüllt sein sollten, welche Fallstricke es zu vermeiden gilt und wie Sie Ihre Lohnabrechnung professionell selbst durchführen können.
Gesetzliche Vorgaben und Rechtssicherheit bei selbst erstellten Lohnabrechnungen
Lohnabrechnungen selber erstellen heißt, sich mit relevanten gesetzlichen Bestimmungen vertraut zu machen. Deutschland verfügt über ein komplexes Netzwerk gesetzlicher Regelungen und Vorgaben, zu denen insbesondere Steuerrecht, Sozialversicherungsrecht, Arbeitsrecht und Datenschutz gehören.
Die Einhaltung vorgeschriebener Mindestanforderungen ist dabei absolut unumgänglich:
- Steuer- und Sozialversicherungspflichten: Es gilt sicherzustellen, dass sämtliche steuerlichen und sozialrechtlichen Pflichten eingehalten werden. Der Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, Steuern, Sozialabgaben sowie andere gesetzliche Abgaben fristgerecht abzuführen.
- Korrekte Berechnung und Abführung von Lohnsteuer sowie Kirchensteuer (falls zutreffend).
- Systematische und korrekte Berechnung von Sozialversicherungsbeiträgen (Krankenkassenbeiträge, Pflegeversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung).
- Sozialversicherungsbeiträgen (Krankenkassenbeiträge, Pflegeversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung).
- Arbeitsrechtliche Vorschriften: Neben steuerlichen und sozialversicherungstechnischen Belangen gibt es arbeitsrechtliche Besonderheiten wie Mindestlohngesetze oder spezifische Tarifvereinbarungen, die berücksichtigt werden müssen.
- Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorgaben (Mindestlohn, Arbeitszeitregelungen, Urlaubsansprüche).
- Datenschutzrichtlinien: Personenbezogene Daten müssen stets DSGVO-konform verarbeitet und sicher aufbewahrt werden.
- Technische Voraussetzungen: Für eine professionelle interne Lohnabrechnung wird die Nutzung spezialisierter Software dringend empfohlen. Diese Programme bieten automatische Updates, welche gesetzliche Änderungen zeitnah abbilden.
Fehler bei diesen Vorgaben können finanzielle Konsequenzen sowie rechtliche Folgen nach sich ziehen. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt es sich, regelmäßig Schulungen und Weiterbildungen für das zuständige Personal durchzuführen sowie eine regelmäßige Prüfung der Berechnungen – gegebenenfalls durch Steuerberater oder externe Prüfer – sicherzustellen.
Zusätzliche rechtliche Aspekte bei der eigenständigen Erstellung von Lohnabrechnungen
Neben den bereits genannten Vorschriften sind weitere rechtliche Rahmenbedingungen essenziell zu beachten, um beim Projekt „Lohnabrechnungen selber erstellen“ sowohl rechtssicher als auch rechtskonform vorzugehen.
Dabei spielen insbesondere folgende rechtliche Aspekte eine Rolle:
- Aufbewahrungspflichten von Lohnunterlagen: Unternehmen sind nach dem Steuerrecht (§147 AO) verpflichtet, relevante Unterlagen wie Lohnjournale, Steuerbescheinigungen und Entgeltabrechnungen in der Regel für mindestens zehn Jahre ordnungsgemäß aufzubewahren. Bei Verstößen gegen diese Aufbewahrungspflichten drohen erhebliche Bußgelder.
- Verpflichtung zur Transparenz und Nachvollziehbarkeit: Nach § 108 Gewerbeordnung (GewO) sind Arbeitgeber verpflichtet, Lohnabrechnungen transparent, verständlich sowie übersichtlich zu erstellen und den Beschäftigten regelmäßig zukommen zu lassen. Dabei müssen sämtliche Entgeltbestandteile klar nachvollziehbar aufgeführt sein.
- Berücksichtigung besonderer Regelungen für geringfügige Beschäftigung und Aushilfskräfte („Minijobber“): Arbeitgeber müssen gerade bei geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen spezielle sozialversicherungsrechtliche Vorschriften einhalten und die besonderen Beiträge zur Rentenversicherung korrekt erfassen und abführen.
- Besonderheiten bei kurzfristig Beschäftigten und saisonalen Arbeitnehmern: Bei der eigenständigen Erstellung von Lohnabrechnungen müssen auch die zeitliche Befristung sowie Sozialversicherungs- und Meldevorgaben eingehalten werden, um spätere Nachzahlungen oder Sanktionen zu verhindern.
- Meldepflichten für Arbeitsunfähigkeit: Zusätzlich gilt es zu beachten, dass Arbeitsunfähigkeitszeiten korrekt erfasst und in den Lohnabrechnungen entsprechend ausgewiesen werden. Dies ist wichtig zur korrekten Berechnung des Entgeltfortzahlungszeitraums (§3 EFZG).
Die konsequente Einhaltung all dieser rechtlichen Anforderungen stellt sicher, dass Unternehmen Lohnabrechnungen selber erstellen können, ohne dabei Risiken einzugehen oder unangenehme Überraschungen zu erleben.
Technische Anforderungen und passende Softwarelösungen
Wer Lohnabrechnungen selber erstellen möchte, kommt am Einsatz spezialisierter Software kaum vorbei. Die Lohnabrechnung auf Basis einfacher Tabellenkalkulationen, etwa mit Excel, ist in aller Regel nicht mehr ausreichend, um den komplexen Steuer-, Sozialversicherung- und arbeitsrechtlichen Anforderungen gerecht zu werden. Der Einsatz professioneller Programme ist daher unentbehrlich.
Folgende Kriterien sollten bei der Auswahl einer geeigneten Softwarelösung bedacht werden:
- Automatisierte Abwicklung aller lohnsteuerlichen und sozialversicherungstechnischen Meldungen.
- Integration relevanter Funktionen wie Zeitwirtschaft, Zeiterfassung oder Reisekostenabrechnung.
- Automatische Updates bei Gesetzesänderungen und gesetzlichen Vorschriften.
- Gewährleistung hoher Sicherheitsstandards in der Datenverarbeitung sowie regelmäßige Backups und Datensicherungen.
- Benutzerfreundliche Bedienbarkeit sowie ausreichender Umfang an Schulungsmaterialien und Tutorials.
Zu den bekannteren Lösungen auf dem Markt zählen Anbieter wie Lexware, DATEV, Sage oder Personio. Jedes Unternehmen sollte jedoch gründlich prüfen, welche Software am besten zur Unternehmensgröße sowie zu den individuellen Ansprüchen und Anforderungen passt.
Häufige Fehlerquellen erkennen und vermeiden
Wer zum ersten Mal oder regelmäßig Lohnabrechnungen selber erstellen möchte, sollte typische Fehlerquellen kennen und vorbeugend Maßnahmen dagegen ergreifen.
Typische, häufig auftretende Fehler betreffen oftmals folgende Bereiche:
- Fehlerhafte Stammdatenpflege (beispielsweise unkorrekte Angaben wie persönliche Daten, Adresse, Lohnsteuernummer oder Sozialversicherungsnummer der Mitarbeitenden)
- Versäumte oder verspätete Anmeldung zur Sozialversicherung
- Fehlerhafte Berechnung und Abführung von Abgaben und Beiträgen
- Mangelnde Berücksichtigung relevanter arbeitsrechtlicher Vorschriften (Überstundenregelung, branchenspezifische Tarifverträge, Urlaubsansprüche etc.)
- Unzureichende Berücksichtigung steuerlicher Freibeträge und steueroptimierter Gestaltungsmöglichkeiten sowie unvollständige oder fehlerhafte Ausweisung relevanter steuerlicher Informationen.
Durch eine sorgfältige und regelmäßige Kontrolle der Daten kann ein Großteil dieser Fehler rechtzeitig erkannt und korrigiert werden. Zusätzlich sollten Verantwortliche ein Verfahren installieren, das gezielt und periodisch alle relevanten gesetzlichen Anpassungen überprüft und entsprechend in den Abrechnungen berücksichtigt.
Vor- und Nachteile beim Selbsterstellen der Lohnabrechnung im Überblick
Das Selbsterstellen von Lohnabrechnungen bringt für Unternehmen eine Vielzahl an sowohl praktischen als auch finanziellen Vorteilen mit sich, jedoch existieren durchaus auch Risiken und Herausforderungen. Unternehmen sollten vor der Entscheidung gründlich die jeweiligen Vor- und Nachteile abwägen, um die passende Wahl für die individuellen Bedürfnisse treffen zu können.
Vorteile | Nachteile |
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Problemlösungen bei der eigenen Erstellung von Lohnabrechnungen
Wenn Unternehmen ihre Lohnabrechnungen selber erstellen, können gelegentlich Fehler oder Herausforderungen auftreten, die spezifische Lösungsansätze erfordern.
- Unzureichende Kenntnis aktueller gesetzlicher Vorgaben und Tarifbestimmungen: Dies kann zu fehlerhaften Abrechnungen führen. Um dem vorzubeugen, empfiehlt sich:
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- Die regelmäßige Nutzung spezialisierter Softwarelösungen, die automatisch aktualisiert werden
- Die Teilnahme an Schulungen oder Webinaren zu steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Neuerungen
- Fehler bei der Datenerfassung: Unkorrekte Angaben zu Steuerklasse, Arbeitszeitmodell oder Zusatzleistungen können schwerwiegende Auswirkungen haben. Empfohlen wird:
- Die Einführung eines klar definierten Prozesses zur systematischen Aktualisierung und Überprüfung der Stammdaten vor jeder Abrechnungsperiode
- Die Festlegung klarer Verantwortlichkeiten für die Datenpflege
- Fehlermanagement und Korrekturprozesse: Kommt es dennoch zu Fehlern, ist ein standardisierter Korrekturprozess essenziell. Wichtig dabei:
- Klare Zuständigkeiten und standardisierte Workflows zur schnellen und gesetzeskonformen Umsetzung
- Ein interner oder externer Ansprechpartner mit Fachkompetenz für komplexe Fälle (z. B. durch punktuelle Kooperation mit Beratern)
Durch diese Maßnahmen können Unternehmen auch bei selbst durchgeführter Lohnabrechnung effektiv Risiken und Fehlerquellen minimieren – und langfristig Kosten sparen.
Schritt für Schritt zur erfolgreichen Umsetzung der internen Lohnabrechnung
Unternehmen, die ihre Lohnabrechnungen selber erstellen möchten, sollten planvoll und strukturiert vorgehen. Eine klare Schritt-für-Schritt Vorgehensweise gewährleistet nicht nur Effizienz, sondern sorgt auch dafür, dass wichtige gesetzliche und organisatorische Anforderungen berücksichtigt werden.
Folgende Schritte dienen als Orientierung bei der Umsetzung:
1. Bedarfsermittlung und Projektplanung: Analysieren Sie Ihren aktuellen Abrechnungsprozess und definieren Sie klar die Ziele und den Umfang der internen Umsetzung des Abrechnungsverfahrens. Legen Sie Verantwortlichkeiten und Zeiträume verbindlich fest.
2. Auswahl geeigneter Software: Prüfen Sie Angebote auf Grundlage Ihrer spezifischen Anforderungen. Wählen Sie eine Lösung, die sowohl anwenderfreundlich ist, als auch regelmäßig aktualisiert wird, um gesetzliche Änderungen zuverlässig abzubilden.
3. Schulung und Qualifikation: Bilden Sie Ihre Mitarbeitenden rechtzeitig aus, idealerweise mittels spezialisierter Weiterbildungsmaßnahmen wie Workshops oder Online-Kurse, um notwendiges Fachwissen und Kompetenzen aufzubauen.
4. Stammdatenaufbau und -pflege: Erfassen Sie alle erforderlichen Mitarbeitendendaten vollständig und verlässlich. Stellen Sie sicher, dass Informationen wie persönliche Angaben, Steuerdaten, Gehaltsvereinbarungen und Sozialversicherungsnummern stets aktuell gehalten werden.
5. Prozessdefinition und Dokumentation: Legen Sie eindeutige Abläufe für jeden Schritt der Lohnabrechnung (wie Datensammlung, Berechnung, Auszahlung und Meldungen an Behörden) schriftlich fest. Dies sichert Nachvollziehbarkeit und Effizienz.
6. Pilotphase und Qualitätssicherung: Starten Sie mit einem Probedurchlauf, um etwaige Schwachstellen oder Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Führen Sie regelmäßige Qualitätskontrollen ein, insbesondere in den ersten Monaten nach der Einführung.
7. Regelmäßige Anpassung und Optimierung: Überprüfen und optimieren Sie die internen Prozesse kontinuierlich. Reagieren Sie zeitnah auf gesetzliche Veränderungen und passen Sie Ihre internen Leitlinien entsprechend an.
Durch das strukturierte Vorgehen nach diesen Schritten gelingt Unternehmen der erfolgreiche Wechsel zu einer eigenverantwortlichen und rechtssicheren internen Abwicklung der Lohnabrechnung.
Praktische Tipps & Tricks für das erfolgreiche Selbsterstellen der Lohnabrechnungen
Um Lohnabrechnungen selber erstellen zu können und dabei typischen Problemen vorzubeugen, helfen praxisnahe Tipps und Tricks.
Erlangen Sie mit folgenden Empfehlungen Effizienz und Sicherheit bei jeder Abrechnung:
- Überprüfen Sie regelmäßig die Aktualität Ihrer Software-Version und Abrechnungstabellen – automatische Updates sollten, wenn möglich, aktiviert sein.
- Legen Sie monatliche Erinnerungen an wichtige Fristen und Termine für Steuer- oder Beitragsmeldungen an, um Verspätungszuschläge zu vermeiden.
- Nutzen Sie Checklisten zur systematischen Kontrolle Ihrer Arbeitsschritte, um Fehler frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren.
- Halten Sie stets Musterfälle für häufig auftretende Fallkonstellationen bereit (Neueintritte, Austritte, Krankheit, Elternzeit etc.), um Zeitverluste und Fehler bei der Bearbeitung zu minimieren.
- Dokumentieren Sie Besonderheiten und Abweichungen einzelner Mitarbeitenden wie steuerliche Freibeträge, Zuschläge oder besondere Tarifregelungen direkt im System.
- Sorgen Sie für eine automatische, digitale Sicherung aller relevanten Daten, um im Falle technischer Störungen Datenverluste zu verhindern.
- Pflegen Sie ein Netzwerk an Experten (Steuerberater oder Fachanwälte), mit denen Sie bei Unsicherheiten schnell und unkompliziert Rückfragen klären können.
So gestalten Sie Ihre internen Abläufe noch effizienter und sichern langfristig den professionellen Umgang mit Lohnabrechnungen.
Fazit
Die eigenständige Erstellung von Lohnabrechnungen bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile, darunter Kosteneinsparungen, volle Kontrolle über sensible Mitarbeiterdaten und die Möglichkeit, schnell auf gesetzliche Veränderungen zu reagieren. Allerdings verlangt diese interne Lösung umfassendes Fachwissen über steuerrechtliche, sozialversicherungsrechtliche und datenschutzrechtliche Vorschriften sowie passende technische Voraussetzungen. Nur durch regelmäßige Weiterbildung der zuständigen Mitarbeitenden, die Einführung strukturierter Prozesse und die Nutzung spezialisierter Softwarelösungen lässt sich eine rechtssichere und effiziente interne Abwicklung langfristig gewährleisten. Gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen empfiehlt es sich daher, Chancen und Risiken sorgfältig abzuwägen und gezielte Maßnahmen—wie regelmäßige Schulungen, klare Verantwortlichkeiten und gewissenhafte Qualitätskontrollen—konsequent umzusetzen. So gelingt der interne Umgang mit Lohnabrechnungen dauerhaft problemlos und rechtssicher im Einklang mit den aktuellen gesetzlichen Anforderungen.
FAQs
Welche Vorteile hat es, Lohnabrechnungen intern zu erstellen?
Interne Lohnabrechnungen ermöglichen Kosteneinsparungen, unmittelbare Kontrolle über Daten und schnelle Anpassungen bei Veränderungen im Unternehmen.
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen muss ich bei eigener Lohnabrechnung beachten?
Dabei müssen steuerliche Pflichten, Sozialversicherungsrecht, DSGVO-Vorgaben sowie arbeitsrechtliche Bestimmungen wie Mindestlohn und Tarifverträge eingehalten werden.
Kann ich Lohnabrechnungen einfach per Excel erstellen?
Von Lohnabrechnungen per Excel wird aufgrund der komplexen gesetzlichen Anforderungen dringend abgeraten; spezialisierte Softwarelösungen sind unbedingt erforderlich.
Welche Software eignet sich für die interne Erstellung der Lohnabrechnung?
Empfohlene Softwarelösungen sind unter anderem Lexware, DATEV, Sage und Personio, die automatische Updates sowie gesetzliche Konformität bieten.
Wie vermeide ich häufige Fehler bei der Lohnabrechnung in Eigenregie?
Regelmäßige Schulungen, sorgfältige Stammdatenpflege, klare Prozesse und regelmäßige Qualitätskontrollen helfen, gängige Fehler konsequent zu vermeiden.
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