Pflegeunterstützung: Wie sie zur Work-Life-Balance beitragen kann

Pflegeunterstützung: Wie sie zur Work-Life-Balance beitragen kann.

Work-Life-Balance gewinnt immer mehr an Bedeutung. Mehr Zeit für die eigenen Bedürfnisse, aber auch mehr Zeit für die Familie und familiäre Verpflichtungen. Gerade im Kontext der Pflege von Angehörigen stehen viele Menschen vor der Herausforderung, berufliche Anforderungen und private Pflegeaufgaben in Einklang zu bringen. Unternehmen, die Pflegeunterstützung anbieten, schaffen nicht nur faire Arbeitsbedingungen, sondern stärken auch die Motivation und Loyalität ihrer Mitarbeitenden.

Doppelbelastung durch die Pflege von Angehörigen

Die Doppelbelastung von Beruf und Pflege ist in Deutschland eine große Herausforderung, die Millionen von Menschen betrifft. Viele Pflegebedürftige werden zuhause betreut, wobei ein erheblicher Teil der Pflege von erwerbstätigen Angehörigen übernommen wird.

Pflegende Angehörige in Deutschland stehen vor erheblichen Herausforderungen, die sich aus der Kombination von Pflegeverantwortung und Berufstätigkeit ergeben. Viele müssen ihre Arbeitszeit reduzieren oder ganz aufgeben, um die Pflege ihrer Angehörigen zu gewährleisten. Frauen tragen hierbei den größten Anteil der Last.

Die finanziellen Belastungen durch Pflege steigen kontinuierlich, insbesondere bei stark Pflegebedürftigen oder Demenzerkrankten. Zugleich leiden Betroffene häufiger an gesundheitlichen Beschwerden und Stress, da die Pflege sowohl körperlich als auch emotional fordernd ist. Diese Doppelbelastung wirkt sich langfristig auch auf die Einkommens- und Rentensituation aus.

Die Situation macht deutlich, dass die Unterstützung durch den Arbeitgeber wichtig ist, um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf nachhaltig zu verbessern. Außerdem erhöht die Pflegeunterstützung durch den Arbeitgeber die Attraktivität des Unternehmens und bindet Mitarbeitende langfristig.

Wie können Unternehmen helfen? Maßnahmen zur Pflegeunterstützung:

Arbeitgeber können eine Reihe von Maßnahmen anbieten, um Beschäftigte mit Pflegeverantwortung zu unterstützen und so die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu erleichtern.

Wir haben die wichtigsten Möglichkeiten einmal aufgelistet:

Flexible Arbeitszeitmodelle

Durch zum Beispiel Gleitzeit un Mitarbeitenden durch die Flexibilität der Zeiten und des Arbeitsortes, die Möglichkeit gegeben Pflegezeiten besser einzuplanen. Durch spezielle Teilzeitmodelle können Beschäftigte ihre Arbeitszeit vorübergehend reduzieren, um Pflegeaufgaben zu übernehmen.

Freistellungen

Gesetzlich haben Beschäftigte Anspruch auf bis zu zehn Tage unbezahlte Freistellung für akute Pflegesituationen. Arbeitgeber können diese Freistellung auch bezahlt anbieten. Zusätzlich kann durch Pflegezeit und Familienpflegezeit eine längerfristige Reduktion der Arbeitszeit (bis zu 24 Monate) bei gleichzeitiger Arbeitsplatzsicherung vereinbart werden.

Finanzielle Unterstützung

Arbeitgeber können Kosten für Pflegehilfsmittel, Fahrtkosten oder Beratungsleistungen bezuschussen. Außerdem kann eine freiwillige Entgeltfortzahlung während der Pflegefreistellungen Beschäftigte entlasten.

Pflegeberatung

Durch Interne oder externe Beratung über Kooperationen mit Pflegediensten, Krankenkassen oder Beratungsstellen können Arbeitgeber Zugang zu Fachwissen ermöglichen. Auch über Pflege-Hotlines können Mitarbeitende rund um die Uhr Informationen und Hilfe erhalten.

Betriebliche Gesundheitsförderung

Stressbewältigungsprogramme, wie Workshops oder Kurse können dabei helfen, Stress und Belastungen besser zu managen. Durch zusätzliche Fitness- und Gesundheitsangebote kann die körperliche und psychische Gesundheit verbessert werden.

Aufbau einer pflegefreundlichen Unternehmenskultur

Durch Schulungen zu den Herausforderungen von Pflege können Führungskräfte sensibilisiert werden und so kann ein unterstützendes Arbeitsumfeld geschaffen werden. Außerdem hilft ein offenes und freundliches Klima, in dem Mitarbeitende ohne Nachteile über ihre Pflegeverpflichtungen sprechen können.

Zusätzliche Angebote

Des Weiteren gibt es sogenannte Pflegekonten. Hier können Mitarbeitende Arbeitszeit oder Urlaubstage ansammeln, um sie für Pflegezwecke zu nutzen.
Auch Plattformen für pflegende Mitarbeitende zum Erfahrungsaustausch und zur gegenseitigen Unterstützung können hilfreich sein.

Ein fairer Umgang mit Pflegeaufgaben erfordert kreative und individuelle Lösungen. Diese können fördern ein besseres Arbeitsumfeld und sorgen für eine langfristige Bindung der Mitarbeitenden.

Pflegeunterstützung als Teil einer fairen Arbeitsumgebung

Pflegeunterstützung durch den Arbeitgeber trägt nicht nur zur Work-Life-Balance  und Unterstützung der Mitarbeitenden bei, sondern auch zum langfristigen Erfolg des Unternehmens. Motivierte, zufriedene Mitarbeitende sind produktiver und seltener krank. Zudem stärkt ein solcher Ansatz das Image des Unternehmens als verantwortungsvoller Arbeitgeber.

Besonders wichtig ist dabei eine offene Unternehmenskultur. Denn Mitarbeitende müssen sich sicher fühlen, ihre Pflegeverantwortung anzusprechen, ohne Angst vor Stigmatisierung oder Nachteilen im Unternehmen haben zu müssen. Führungskräfte spielen hier eine Schlüsselrolle, indem sie Empathie und Verständnis für die individuellen Lebenssituationen zeigen und einen offenen Umgang fördern und vorleben.

Fazit

Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflegeverantwortung stellt für viele Mitarbeitende eine große Herausforderung dar. Arbeitgeber, die Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle, Pflegefreistellungen oder Beratungsangebote bereitstellen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Entlastung ihrer Mitarbeitenden. Pflegeunterstützung durch den Arbeitgeber ist also ein entscheidender Baustein, um die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden zu fördern und die Herausforderungen der Doppelbelastung von Beruf und Pflege zu mildern. Eine offene Unternehmenskultur ist dabei unerlässlich, um pflegende Mitarbeitende zu entlasten und ihre Bedürfnisse sichtbar zu machen.

Die steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen wird den Bedarf an Pflegeunterstützung weiter erhöhen. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Herausforderung reagieren, können sich als Vorreiter positionieren und von einer nachhaltig engagierten Belegschaft profitieren. Der Trend geht in Richtung noch flexiblerer Arbeitsmodelle, digitaler Plattformen für Beratung und Unterstützung sowie einer stärkeren Einbindung von Technologie, etwa durch Pflege-Apps oder Online-Coachings. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Pflegeorganisationen wird dabei notwendig sein, um innovative und nachhaltige Ansätze zu entwickeln und die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege langfristig zu sichern.

FAQs

Wie viel Anspruch habe ich gesetzlich auf Freistellung für Pflege?

Beschäftigte haben das Recht auf bis zu 10 Tage unbezahlte Freistellung, um in akuten Pflegesituationen die Versorgung eines nahen Angehörigen sicherzustellen (§ 2 Pflegezeitgesetz).

Wann hat man Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld?

Anspruch besteht, wenn Beschäftigte kurzfristig von der Arbeit freigestellt werden, um eine/n pflegebedürftigen Angehörige/n in einer akuten Situation zu unterstützen. Voraussetzung ist, dass die/der Angehörige mindestens Pflegegrad 1 hat.

Wie hoch ist das Pflegeunterstützungsgeld?

Das Pflegeunterstützungsgeld beträgt 90 % des Nettogehalts (oder 100 %, wenn in den letzten 12 Monaten Anspruch auf Krankengeld bestand). Es wird für bis zu 10 Tage gezahlt.

Was ist die Pflegezeit und Familienpflegezeit?

Die Pflegezeit bedeutet bis zu 6 Monate unbezahlte Freistellung für die Pflege naher Angehöriger, mit Arbeitsplatzsicherung (§ 3 Pflegezeitgesetz). Bei der Familienpflegezeit gilt die Teilzeit-Arbeit mit reduzierter Arbeitszeit (mindestens 15 Stunden/Woche) für bis zu 24 Monate (§ 2 Familienpflegezeitgesetz).

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