Zeitwertkonto / Lebensarbeitszeitkonto – Informationen für Arbeitgeber
Innovatives Arbeitszeitmodell
In Zeiten des Fachkräftemangels, steigender Anforderungen an die Work-Life-Balance und einer sich wandelnden Arbeitswelt wird die langfristige Mitarbeiterbindung für Unternehmen immer wichtiger. Eine innovative Lösung, die sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmern große Vorteile bietet, ist das Zeitwertkonto (auch Lebensarbeitszeitkonto oder Langzeitkonto genannt). Es ermöglicht Ihren Mitarbeitenden eine flexible Gestaltung ihrer Erwerbsbiografie und Ihnen als Arbeitgeber eine erhöhte Attraktivität, finanzielle Anreize sowie eine nachhaltige Mitarbeiterbindung.
Was ist ein Zeitwertkonto?
Ein Zeitwertkonto ist ein Modell, das Ihren Mitarbeitern individuelle Freistellungsphasen ermöglicht. Beschäftigte können Zeit oder Geld ansparen, um es später für Freistellungen wie Sabbaticals, vorzeitigen Ruhestand oder Pflegezeiten zu nutzen. Während der Freistellungsphase wird das angesparte Kapital als Lohnersatz monatlich ausgezahlt, sodass der Arbeitnehmer weiterhin sozialversichert bleibt. Anders als bei einem reinen Arbeitszeitkonto können auch längere Freistellungszeiten finanziert werden.
Einbringungen in Form von Geld können erfolgen aus:
- dem regelmäßigen Gehalt
- Tantiemen oder Bonuszahlungen
- Einmal- bzw. Sonderzahlungen (z. B. 13./14. Gehalt, Weihnachts- oder Urlaubsgeld)
- Arbeitgeberzuschüsse
Folgende Zeiten können in ein Zeitwertkonto eingebracht werden:
- Überstunden
- Mehrarbeit
- Urlaubstage (Beschränkung: Mindesturlaubsanspruch)
Das Konto wird immer in einer Währung geführt. Deswegen wird die Zeit in Geld umgerechnet und gutgeschrieben. Innerhalb der Wertkontenvereinbarung (Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern) wird eine Regelung für die Umrechnung vereinbart.
Die angesparten Mittel stehen den Arbeitnehmern dann zu einem späteren Zeitpunkt für verschiedene Zwecke zur Verfügung, darunter:
- Sabbaticals: Arbeitnehmer können eine längere berufliche Auszeit nehmen, ohne finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen.
- Pflegezeiten: Wer sich um Angehörige kümmern muss, kann hierfür finanzielle Rücklagen nutzen.
- Elternzeit: Zur Betreuung und Erziehung eines Kindes können die finanziellen Rücklagen genutzt werden.
- Verkürzte Arbeitszeiten: Die Ansparbeträge können genutzt werden, um temporär in Teilzeit zu arbeiten.
- Vorzeitiger Ruhestand: Die angesparten Beträge ermöglichen einen gleitenden oder früheren Übergang in den Ruhestand.
- Weiterbildung: Arbeitnehmer können sich auf eine berufliche Qualifikation konzentrieren, ohne auf Einkommen zu verzichten.
Einrichtung und Verwaltung
Als Arbeitgeber richten Sie ein entsprechendes Modell ein, idealerweise in enger Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Partner. Dieser Full-Service-Anbieter übernimmt die sichere Verwaltung und Verwahrung der Guthaben durch eine Treuhand- oder Versicherungslösung. Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, Wertguthaben insolvenzsicher zu verwahren (§ 7e SGB IV), was durch diese Lösungen gewährleistet wird. Die angesparten Mittel werden sowohl sicher als auch ertragreich verwaltet. Sie müssen sich nicht mit komplexen Verwaltungsprozessen oder gesetzlichen Anforderungen auseinandersetzen. Alles wird professionell und reibungslos abgewickelt – von der Einrichtung bis zur Auszahlung.
Die Einrichtung und Verwaltung kann auch intern erfolgen. Aufgrund der Komplexität der rechtlichen und organisatorischen Anforderungen ist jedoch die Unterstützung eines spezialisierten Partners ratsam. In jedem Fall muss das Guthaben – beispielsweise durch eine Rückdeckungs- oder Bürgschaftsversicherung – gegen das Risiko einer Insolvenz abgesichert werden.
Bei Beendigung der Beschäftigung
Beim Ausscheiden eines Mitarbeiters gibt es mehrere Möglichkeiten, was mit dem Wertguthaben auf dem Zeitwertkonto passiert:
- Mitnahme zu einem neuen Arbeitgeber: Falls der neue Arbeitgeber ebenfalls ein Zeitwertkonto anbietet, kann das Wertguthaben übertragen werden.
- Übertragung an die Deutsche Rentenversicherung: Das Guthaben kann an die Deutsche Rentenversicherung übertragen werden (sofern das Wertguthaben einen Betrag in Höhe des Sechsfachen der monatlichen Bezugsgröße des SGB IV übersteigt). Dort bleibt es bestehen und kann später für einen früheren Renteneintritt oder eine Freistellung vor der Rente genutzt werden.
- Auszahlung des Guthabens: Falls eine Übertragung nicht möglich ist, kann eine Auszahlung als Einmalbetrag oder in Raten erfolgen. Eine Auszahlung kann jedoch eine hohe Steuer- und Abgabenlast verursachen.
Ihre Vorteile als Arbeitgeber
Image und Mitarbeiterbindung: Sie positionieren sich als moderner, sozial verantwortlicher Arbeitgeber und steigern Ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt. Mitarbeitende erhalten eine wertvolle Möglichkeit, ihr Arbeitsleben flexibel zu gestalten, was zur Mitarbeiterzufriedenheit beiträgt. Darüber hinaus bietet dies einen zusätzlichen Anreiz für Bewerber, die bereits ein Wertguthaben besitzen, da sie ihr Konto einfach weiterführen können.
Produktivität und Motivation steigern: Durch flexible Arbeitsmodelle bleibt die Motivation der Belegschaft erhalten, was sich positiv auf die Produktivität auswirkt. Mitarbeitende, die ihre Work-Life-Balance aktiv gestalten können, sind zufriedener und leistungsfähiger.
Steuer- und Sozialabgabenersparnis: Die Einzahlungen erfolgen auf Basis der Bruttoeinkünfte, sind also steuer- und sozialversicherungsfrei, solange sie nicht ausgezahlt werden. Dadurch reduziert sich die Lohnnebenkostenbelastung.
Alternative zu arbeitgeberfinanzierten Vorruhestandsprogrammen: Da Zeitwertkonten in der Praxis überwiegend arbeitnehmerfinanziert sind, stellen sie für Unternehmen eine deutlich kostengünstigere Alternative zur inzwischen nicht mehr staatlich geförderten Altersteilzeit dar.
Verbesserte Personalplanung: Die Möglichkeit einer gleitenden Übergangsphase in den Ruhestand erleichtert die strategische Personalentwicklung. Zudem können Sie Personalengpässe durch eine gezielte Steuerung der Arbeitszeiten besser ausgleichen.
Fazit
Das Zeitwertkonto ist ein modernes und zukunftsorientiertes Mittel, das Unternehmen unterstützt, Fachkräfte langfristig zu binden und gleichzeitig auf individuelle Lebensphasen ihrer Mitarbeitenden einzugehen. Es schafft Flexibilität, Motivation und Vertrauen – Werte, die in einer zunehmend dynamischen Arbeitswelt unverzichtbar sind. Für Arbeitgeber bietet das Modell klare wirtschaftliche Vorteile durch steuerliche Entlastung, geringere Lohnnebenkosten und eine einfachere Personalplanung. Wer frühzeitig auf Zeitwertkonten setzt, investiert nicht nur in die Zufriedenheit der Beschäftigten, sondern auch in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
FAQs
Welche Arten von Zeit können auf ein Zeitwertkonto eingezahlt werden?
Auf ein Zeitwertkonto können Überstunden, Mehrarbeit und nicht in Anspruch genommene Urlaubstage (oberhalb des Mindesturlaubsanspruchs) eingezahlt werden.
Wofür kann die angesparte Zeit eines Zeitwertkontos verwendet werden?
Angesparte Mittel eines Zeitwertkontos können für Sabbaticals, Pflegezeiten, Elternzeit, verkürzte Arbeitszeiten, vorzeitigen Ruhestand oder Weiterbildung genutzt werden.
Welche Steuervorteile ergeben sich für Arbeitgebende durch die Einrichtung von Zeitwertkonten?
Einzahlungen auf Basis der Bruttoeinkünfte sind steuer- und sozialversicherungsfrei, solange sie nicht ausgezahlt werden, was zu geringeren Lohnnebenkosten führt.
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